In Futur 2 heisst Arbeit, die Zukunft neu zu entdecken und an Innovationen zu arbeiten, die in einer postdigitalen Zukunft den Unterschied machen.
Die weitergehende Virtualisierung der Arbeit macht in Kombination mit der Delegation repetitiver Arbeitsschritte an die Roboter, Drohnen und Automaten noch mehr Menschen zu Wissensarbeiter*innen. Arbeit heisst für sie Fragen zu stellen, Ideen zu kombinieren, Zielkonflikte zu erkennen. Für Wissensarbeitende verliert die physische Präsenz im Standardarbeitstag weiter an Bedeutung. Durch die Covid-19-Updates der digitalen Arbeitswelten kann man schon heute fast alles zuhause oder unterwegs erledigen. Entsprechend muss das Futur-2-Büro mehr als einen Arbeitsplatz bieten. Einige werden dessen Geselligkeit wertschätzen und es als Club oder Heimat verstehen. Es könnte ein Ort sein, wo man Fantasie und Energie tankt, schwierige Gespräche führt, seine Ideen und Gefühle überprüft. Andere brauchen die Infrastruktur des Büros für Nicht-Routine-Denkarbeit – um dort etwa 3D-Brillen, Simulationsräume oder spezielle Drucker zu nutzen oder auch gesund zu essen.
Die Suche nach postdigitaler Differenzierung verweist auf eine Zukunft der Arbeit, in der wir uns fragen, wie wir unsere kostbare Zeit (und damit Energie) am besten einsetzen.
Hinter dieser Frage verbergen sich nicht nur das Streben nach Innovation und die Suche nach einer neuen Innovationslogik – sondern auch die Nebenwirkungen einer stark fragmentierten Arbeitswelt. Diese ist natürlich den Aufmerksamkeitsfressern der digitalen Kanäle und insbesondere der eMail-Flut geschuldet. Genauso tragen die unzähligen Treffen Schuld, die der Abstimmung, dem Networking oder der Einübung von Futur 1 dienen. Futur 2 bezweckt deshalb die Zehn-Minuten-Sprints unserer Arbeitstage in längere Arbeitseinheiten zu überführen. Dabei wissen wir längst, dass wir uns kaum länger als fünf Stunden konzentriert einer Frage widmen und auf Befehl kreativ sein können. Trotzdem fehlte bisher der Mut, unsere Arbeitswelt dieser trivialen Einsicht anzupassen. Sie folgt in vielen Fällen nach wie vor der Stechuhr und dem Präsenzzwang der Fabrikarbeit.
Futur 2 setzt auf stille Arbeitswelten ohne Unterbrechungen, um das Wesentliche zu erkennen und gute Fragen zu entwickeln.
Mehr Fokus ist das Ziel – durch Entbürokratisierung aber auch durch eine Reduktion der Angstkultur, die sich in zahlreichen Abstimmungsschlaufen spiegelt. Statt dem Aufbauen (von Hubs, Brown-Bag-Zeremonien, Schnellbooten oder Run-and-Change-Strukturen) wird das Reduzieren zum Modus Operandi. Die neue Lust am Fokus wird den Partizipationswahn der letzten Jahre beenden und stattdessen der Kompetenz von Expert*innen oder alternativ von diversen Teams vertrauen. Wirksamkeit verlangt zudem mehr Präzision. Futur 2 setzt auf Einzel- statt Teamarbeit, auf Schriftlichkeit statt Mündlichkeit, auf sequenzielle statt parallele Wissensarbeit und auf lokales Wissen statt Business-Englisch. Es entstehen einfach bessere Ideen, wenn sich alle allein in ihrer Muttersprache in ihrer Lieblingsumgebung auf eine genau formulierte Frage vorbereiten, als wenn man in einem toten Raum, gehemmt durch die Blicke der Anderen, oberflächlich Ideen zusammenträgt.