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Design von Offlineoasen

12 Ansatzpunkte um den negativen Folgen der Digitalisierung entgegenzuwirken

Gefahren einer digitalen Arbeitswelt

Je digitaler der Arbeitsalltag wird, desto wichtiger werden Offline-Zonen. In diesen können sich die Mitarbeitenden von der Digitalisierung erholen, diese aber auch bewusst reflektieren. Offline-Zonen gewinnen an Bedeutung, weil in vielen Betrieben die negativen Folgen der Digitalisierung immer deutlicher sichtbar werden. Diese finden sich in den bekannten Gefahren des Multitasking, in der Informationsflut, der Überbelastung oder der Entgrenzung von Arbeit und Freizeit.

Die Digitalisierung stärkt aber auch die Unsichtbarkeit der Arbeit. Viele Mitarbeitende arbeiten vor einem Bildschirmen, ohne dass sie am Ende des Tages ein sichtbares Ergebnis in den Händen halten beziehungsweise von ihren Vorgesetzten, Kunden oder Kolleginnen eine Rückmeldung zu erhalten. Sie sind gewissermassen genauso wie ihre Arbeit unsichtbar. Das Internet schliesst uns zudem in Filterbubbles ein, in denen die für die Innovation so wichtigen zufälligen Informationen und Bekanntschaften selten werden.

Unternehmen sind diesen negativen Folgen der Digitalisierung nicht wehrlos ausgesetzt. Im Gegenteil wird das Management von On- und Offline zu einer immer wichtigeren Gestaltungsaufgabe zukünftiger Arbeitswelten. Unternehmen die keine Offline-Oasen schaffen, drohnen in der Wüste der Digitalisierung einzugehen. In der Folge werden in Bezug auf die inhaltliche, architektonische, soziale und symbolische Ebene der Arbeit jeweils drei Ansatzpunkte für das Design von Offlinezonen vorgestellt.

Inhaltliche Ebene: Auseinandersetzung mit Offlinern

Ein erster Ansatzpunkt, um den Gefahren der Digitalisierung entgegenzuwirken, ist die Auseinandersetzung mit der Gegenkultur der Digitalisierung. Die Bewegung der Offliner ist in sich sehr heterogen und vereint Aspekte wie Entschleunigung, Nachhaltigkeit, Regionalisierung oder Anti-Transhumanismus. Die Offline-Kultur entspringt den negativen Folgen der Digitalisierung und fordert ein neues Verhältnis zwischen On- und Offline. Wer sich mit den Offlinern, den daraus resultierenden Märkten und möglichen Wertschöpfungsangeboten befasst, beschäftigt sich automatisch mit den Chancen und Gefahren der Digitalisierung. Diese Auseinandersetzung hilft bei der Annäherung zu einem optimalen Verhältnis zwischen On- und Offline beziehungsweise Mensch und Maschine.

Architektonische Ebene: Ruhezonen schaffen

Durch Massnahmen auf der architektonischen Ebene sollen die Mitarbeitenden zumindest kurzfristig von den Gefahren einer digitalen Arbeitswelt abgeschottet werden. In der analogen Architektur impliziert died das Einführen von Offline-Räumen, in denen die Mitarbeitenden ohne Internetanschluss und Handyempfang arbeiten können. Ebenfalls wichtig sind Begegnungszonen, in denen die Mitarbeitenden die Qualität analoger Zusammenarbeit erfahren können. Das setzt eine kommunikationsfördernde Architektur voraus. Sie soll Räume schaffen, in denen Mitarbeitende gerne zusammenkommen oder sich kreativ austauschen können. Genauso braucht es Orte der Konzentration. Die Gefahren digitaler Arbeitswelten können zudem durch eine hohe Qualität der digitalen Arbeitsumgebung minimiert werden. Hier ist vor allem eine Verkürzung der digitalen Wege – durch transparentes Wissen und hohe Benutzerfreundlichkeit – gefragt.

Soziale Ebene: Menschen sichtbar machen

Die Massnahmen auf der sozialen Ebene zielen darauf, den Mitarbeitenden ein Gesicht und ein Erfolgserlebnis zu verschaffen. Durch Führungsrituale oder Feedbacks erhalten die Mitarbeitenden das Gefühl, für eine Organisation wertvoll zu sein. Rituale setzen eine Kontrapunkt zur digitalen Kultur, die Raum und Zeit auflöst. Dabei ist es wichtig, Feedbackprozesse und Führungsrituale immer wieder bewusst auf die analoge Ebene zu holen. Mimik, Gestik, Stimmlage und damit die Gefühlslage sind digital unsichtbar. Diese fehlenden Informationen führen zu Missverständnissen und zu einer maschinenähnlichen Interaktion. Damit die Mitarbeitenden die Vorzüge von analogem und digitalem Raum nutzen, braucht es eine Auseinandersetzung mit den Kulturtechniken des digitalen Raums. Diese umfassen die bewusste Verwendung von Social Media, das persönliche unternehmensunabhängige Wissensmanagement oder die Fähigkeit Grenzen zu ziehen.

Symbolische Ebene: Wertschätzung zeigen

Auf der symbolischen Ebene geht es für Führungskräfte darum, ihren Mitarbeitenden Wertschätzung zu zeigen. Die bewusste Nutzung von Offline-Elementen ist eine Möglichkeit, um den Mitarbeitenden die Bedeutung einer Botschaft zu vermitteln. Eine persönliche Karte hat eine ganz andere Wirkung als eine eMail. Ein persönliches Gespräch über eine kritische Situation wirkt anders gehässigte Mails. Auch das Bekenntnis zum Datenschutz symbolisiert das Bestreben die Mitarbeitenden von der Gefahren der Digitalisierung in Form von Überwachung und gesteigerte Ökonomisierung zu schützen. Schliesslich zielen die Massnahmen auf der symbolischen Ebene darauf ab, die einzelnen Mitarbeiten zu stärken, ihnen Verantwortung und Entscheidungskompetenz zu übertragen. Wenn sich Mitarbeitende gestärkt fühlen, führt dies zu einer Relativierung der CC-Kultur, eines der Markenzeichen einer schlechten digitalen Unternehmenskultur.

Wirkung nach Aussen

Das Verhältnis von Off- und Online ist als Managementaufgabe nicht nur für das Innenleben eines Unternehmens von hoher Bedeutung. Im Sinne des Employer Brandings sollte die Aussenwirkung nicht unterschätzt werden, die über das Management des digitalen Reifeprozesses entsteht. Gerade junge Mitarbeitende werden die Finger von Unternehmen lassen, die den digitalen Reifeprozess nicht aktiv gehen. Ausserdem bietet die Positionierung als Offline-Unternehmen die Möglichkeit, sich für die Anhänger der stärker werdenden Offline-Kultur attraktiv zu machen.


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