Zukunftsmaschinen und Maschinenzukünfte: KI als Zukunftsforscherin (Eine Delphi-Studie)
Der Traum, mit Maschinen in die Zukunft zu blicken, ist alt. Die Kybernetiker der Nachkriegszeit waren sicher, durch das fleissige Füttern von lernenden Datenmaschinen früher als alle anderen die Zukunft zu kennen. Generative KI haucht dem Traum neues Leben ein. Aber ist es tatsächlich so einfach? In einer Delphi-Studie erkunde ich, welche Zukünfte prominente KI-Orakel wie ChatGPT, Claude und Gemini voraussagen. Dabei interessiert mich nicht nur, was sie prognostizieren. Genauso will ich verstehen, wie sich die Arbeitsteilung zwischen menschlichen und maschinellen Zukunftsforschenden verändert.
Text Joël Luc Cachelin
Infografiken Bonsma & Reist
Spieglein, Spieglein Warum die neuen Zukunftsmaschinen alle betreffen
Zugegeben: Der Anlass für diese Studie war ein persönlicher. Seit ein paar Monaten tauchen in meinem LinkedIn-Stream aus dem Nichts immer mehr Expertinnen und Experten für «Strategic Foresight» auf. Als Profi, der sich seit über 15 Jahren mit der Zukunft beschäftigt, lässt mich diese Häufung aufschrecken.
Warum hat sich über Nacht meine Konkurrenz vervielfacht? Warum verstehen plötzlich alle, wie man die Zukunft erforscht? Ist die Geburt der neuen Prophetinnen und Propheten eine Folge des heutigen Zeitgeistes, der in der Düsterheit umherirrt? Bietet die «Zukunft der Arbeit» zu wenig Arbeit für die Beratenden, die deshalb auf ein neues Pferd umsatteln? Oder wurzelt das Auftauchen neuer Expertinnen im Zugang zu generativer künstlicher Intelligenz (in der Folge Gen-AI)? Die Zukunftsmaschinen machen es so einfach wie nie, Zukünfte per Knopfdruck zu generieren. Diese abgekürzte Zukunftsforschung verspricht offenbar schnelles Geld.1
Ich bin verunsichert! Zukunft ist per Definition unscharf (unbeweisbar und multipel) und Zukunftsforschung dient dazu, Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten sichtbar zu machen. Das aber ist etwas, das Gen-AI offensichtlich sehr gut kann. Werden Unternehmen künftig nur noch billige KI als Zukunftsforscher anstellen? Werden sie den Zukunftsmaschinen sogar mehr zutrauen, weil sie mehr Daten verarbeiten können als Menschen und keine Mühe haben, exponentielle Entwicklungen richtig zu beurteilen? Und was kann und muss ich meinen Kundinnen und Kunden für Zukunftsarbeit bieten, um bis ins hohe Alter auf dem Markt bestehen zu können?
Allerdings geht es bei der Frage, wie Gen-AI die Zukunftsforschung beeinflusst, um wesentlich mehr als um mich, meinen Beruf und meine Zukunft. Vielmehr ist es eine Thema, das uns alle betrifft. Neben der Zukunftsforschung beeinflusst Gen-AI unsere Zukunftsbilder, die Planung der Zukunft sowie die Macht, die Konzerne, Programmierer:innen und Politiker:innen auf die Zukunft ausüben. Entsprechend versuche ich in meiner experimentellen Studie über KI als Zukunftsorakel diese vier Ebenen in ihrem Zusammenspiel mitzudenken:
Gen-AI und Zukunftsforschung Erstens interessiert mich, wie Gen-AI das Handwerk der Zukunftsforschung verändert. Folgt man der OECD bezeichnet «Strategic Foresight» einen strukturierten Ansatz zur Erforschung plausibler Zukunftsszenarien, «um Veränderungen vorherzusehen und sich besser darauf vorzubereiten».2 Durch die Auseinandersetzung mit der Zukunft entsteht Orientierung für das gegenwärtige Entscheiden und Handeln.3 Gearbeitet wird häufig mit Szenarien und Spannungsfeldern. Dabei geht es nicht darum, die Wahrheit vorherzusagen, sondern Möglichkeiten zu erarbeiten. Wie müssen Zukunftsforschende Gen-AI füttern und befragen, damit besseres Zukunftswissen entsteht? Anders als Bücher lädt sie zum Gespräch ein.
Gen-AI und Zukunftsbilder Zweitens scheint mir die Charakteristik der Zukunftsbilder relevant, die Gen-AI nun massenhaft in Umlauf bringt. Ich möchte überprüfen, welcher Art die Gedanken, Narrative und Bilder sind, welche Gen-AI über die Zukunft verbreitet. Produzieren die Zukunftsmaschinen typische «Maschinenzukünfte»? Unterscheiden sie sich von den Bildern, die Menschen über die Zukunft entwickeln? Die für alle zugänglich gemachten Fähigkeiten von Gen-AI werfen die Frage auf, was die Zukunftsmaschinen besonders gut sehen können, wen oder was sie als Treiber der Zukunft einsetzen, was sie verzerren, wo sie Stereotypen unterliegen und was ihnen verborgen bleibt. Oder anders gefragt: Warum bleiben Menschen unersetzlich, um Bilder der Zukunft zu produzieren?
Gen-AI und Zukunftsplanung Drittens scheinen mir die Zukunftsmaschinen relevant, weil kybernetische Steuerungsideen zurzeit ein Revival erfahren. Erkennt KI nicht das zukünftige Schicksal der Zivilisation und zeigt sie nicht die entscheidenden Faktoren auf, wo Machthabende investieren müssen, um in der gewünschten Zukunft zu landen? In Isaac Asimovs «Foundation»-Epos wurde die kybernetische Zukunftsschau in Form der «Psychohistorik» anschaulich durchgedacht, und Apple-TV holt sie ins 21. Jahrhundert. Die Erzählung macht einerseits klar, dass die Zukunft nur für grosse Gruppen, nicht aber für Individuen vorhergesagt werden kann. Andererseits dürfen die Menschen die Prognose nicht kennen, weil sie diese durch ihr Verhalten verfälschen könnten.
Gen-AI und Zukunftsmacht Viertens geht es beim Erzählen der Zukunft um Macht. Geschichten beeinflussen, wie ängstlich und hoffnungsvoll wir uns fühlen, wie wir die Gegenwart interpretieren und was wir (nicht) tun, um in die Zukunft zu gelangen. Zweifelsohne werden die Herren der KIs – Zuckerberg, Musk und Altman – erforschen, was man mit ihren Orakeln sehen kann. Und selbstverständlich werden sie im Geheimen prüfen, ob sich die von den Zukunftsmaschinen gemachten Prognosen bewahrheiten und wie man deren Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken, noch verbessern kann. Diese Prognosen werden die Zukunft beeinflussen, unabhängig davon, ob sie eintreffen oder nicht. Prognosen steuern Verhalten – es wird investiert, kommentiert, dementiert, demonstriert und rebelliert.
Diese Studie ist ein Mashup, ein Mix aus Experiment, Selbstbeobachtung, Zukunftsstudie und Technologie-Test. Sie soll beispielhaft aufzeigen, was heute an KI basierter Zukunftsforschung (nicht) möglich ist und in spezifischere Themen angewendet und konkretisiert werden könnte. Die KI-gestützte Zukunftsforschung dürfte durch bessere Daten und KI-Modelle in der nächsten Zeit kontinuierlich Fortschritte erzielen. Indem man interne Daten und Texte integriert – zum Beispiel Sitzungsprotokolle, Markdaten, Kundenbefragungen, Broschüren, historische Dokumente – lässt sich das KI-Orakal an die spezifischen Voraussetzung eines Unternehmens anpassen.
Aber von vorne und zur ersten Frage: Welche Zukünfte erwarten die AI-Orakel? Und wen habe ich überhaupt befragt?
Techno Zukunft Welche technologischen Durchbrüche bevorstehen
Als Einstiegsfrage wollte ich von meinen KI-Expertinnen wissen, welche technologischen Entwicklungen sie erwarten. Ich habe sie gebeten, mir die fünf wichtigsten technologischen Durchbrüche zu nennen, die unseren Alltag in den nächsten 25 Jahren markant verändern werden.
Meine Untersuchung über KI als Zukunftsforscherin folgt dem Design einer Delphi-Studie. Diese verlangt eine mehrstufige Befragung von Expertinnen. In einer ersten Runde werden die Expertinnen qualitativ und offen, das heisst ungestützt und ohne vorgegebene Antwortmöglichkeiten, nach der Zukunft gefragt. Danach werden die gesammelten Antworten den Expertinnen zur Beurteilung vorgelegt. Ich habe dazu ein quantitatives Vorgehen gewählt, bei dem die Befragten auf einer Skala von 1 bis 10 ihre Einschätzung abgeben. Der Fokus der Untersuchung liegt zeitlich auf den nächsten 25 Jahren und geografisch-kulturell auf dem DACH-Raum. Wenn nicht anders ausgewiesen, wurden sechs Gen-AIs befragt: ChatGPT, Claude, Gemini, Grok, Llama, Perplexity. Die Studie basiert auf den Modellversionen von Oktober 2024.
Bei der Aufwärmfrage nach den baldigen technologischen Durchbrüchen kamen 13 Technologien zusammen, welche die Expertinnen anschliessend bezüglich Relevanz und Alltagsrelevanz beurteilen sollten. Zur Auswahl standen ein paar Technologien, über die in den Massenmedien deutlich weniger berichtet wird als über KI, zum Beispiel die Fusionsenergie, die synthetische Biologie oder Power-to-X-Technologien, um überschüssigen Strom in speicherbare Energieformen wie Gas, Flüssigkeiten oder Wärme umzuwandeln. Auffällig: fünf der genannten Technologien betreffen das Enhancement des menschlichen Körpers beziehungsweise die künftige Medizin (synthetische Biologie, VR&AR, Neurotechnologie, Genmedizin, künstliche Organe und Gewebe).
Bei der Beurteilung der möglichen Durchbrüche rücken fünf Antworten ins Rampenlicht. Sie sind grafisch in einem Wirkungskreis mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit und starken Auswirkungen auf unseren künftigen Alltag dargestellt. Zu diesen Top-5-Technologien gehören KI inklusive digitale Automatisierung, erneuerbare Energien und Netzinnovationen, personalisierte Gen-Medizin, autonome Fahrzeuge sowie CO2-Abscheidungstechnologien. Neurotechnologien sowie Fusionsenergie haben gemäss den KI-Expertinnen zwar eine sehr hohe Auswirkung auf unseren Alltag, dürften aber noch lange auf sich warten lassen.
Sind diese Ergebnisse überraschend? Nein, weil sie heutige Diskussionen der Zukunft wiedergeben. KI ist ein Echo bereits geführter Diskussionen und kann selbst keine ganz neuen Technologien erfinden. Dabei dürfte das, was von den Trendforschern und Branchenvertreterinnen ständig wiederholt und laut in den digitalen Raum «geschrien wird», besondere Beachtung finden. Auf Nachfrage nach originelleren neuen Zukunftstechnologien präsentiert Gemini Wiederholungen von längst bekannten Zukunftsträumen: etwa Nanoroboter zur medizinischen Diagnostik, personalisierte Ernährungspillen oder künstliche Blätter, um Energie zu erzeugen. Etwas interessanter sind die Antworten von Claude, der von «molekularen Recyclingsystemen», «genetischer Wettermodifikation» und «Biochronometrie-Implantaten» träumt. Dieses würde den biologischen Rhythmus einer Person messen und anschliessend «Beleuchtung, Raumtemperatur und andere Umgebungsfaktoren automatisch anpassen. Wozu das gut ist, sei dahingestellt.
Claude gibt selbst zu, dass seine Erfindungen nur «kreative Rekombinationen und Extrapolationen von bekanntem Wissen seien» – und keine fundamentalen Neuerungen. KI sei ein «Werkzeug zur Unterstützung menschlicher Erfinder». Allerdings habe sie im Technologie-Outlook gegenüber Menschen interessante Vorteile. Sie könne «sehr effektiv Muster erkennen» und «Verbindungen zwischen existierenden Technologien und Konzepten herstellen». Das erlaubt ihr, rationaler als Menschen «Innovationslücken» zu definieren. Basierend auf diesen Analysen kann sie empfehlen, welche Technologien kombiniert werden sollten, an welchen Technologien geforscht und aus welchen Technologien die Menschen aussteigen sollten.
Kritisch gilt es weiter anzumerken, dass die genannten Technologien eng mit der digitalen Transformation verwandt sind. In diesem Fokus gehen etwa Innovationen in der Landwirtschaft oder Prozessinnovationen in der industriellen Fertigung oder soziale Innovationen in einer Demokratie verloren. Diese spezifischen Blickwinkel müssen beim Prompting explizit erwähnt werden. Bei einem differenzierten Blick in die Zukunft müssten zudem Low-Tech-Technologien erwähnt werden. So lässt sich das Klima einer Stadt statt mit CO2-Maschinen, künstlichen Wolken und Klimageräten auch beeinflussen, indem Bäume gepflanzt werden oder Stadtentwicklerinnen und Architektinnen den Schattenwurf von Gebäuden intelligent planen. Genauso könnte die Zukunft der Stadt von Fahrrädern statt von Flugtaxis oder selbstfahrenden Fahrzeugen bestimmt sein. Auf die Frage nach den wichtigsten Low-Tech-Innovationen in der Schweiz bis 2025 verweist ChatGPT unter anderem auf Lastenvelos, Komposttoiletten, Urban Gardening und Repair-Cafés.
Eine Anwendung der rationalen Betrachtung der Zukunft durch KI ist das Erkennen von langfristigen Innovationsmustern der menschlichen Zivilisation und deren Übertragung auf die bevorstehenden Jahrzehnte. Diese Aufgabe habe ich meinen KI-Expertinnen als Nächstes gestellt.
Herkunft und Projektion der Zivilisation Woher wir kommen und wohin wir gehen
Als Zweites bat ich meine KI-Expertinnen, sich mit der Geschichte der menschlichen Zivilisation zu befassen. Was waren die wichtigsten Entwicklungen, die uns dorthin gebracht haben, wo wir heute stehen? Was waren die zentralen Ereignisse und wer die entscheidenden Persönlichkeiten?
Für ihre Analyse sollten die Expertinnen zunächst 100 Jahre zurückblicken und mir die wichtigsten fünf Metatrends nennen, die von 1900 in die Gegenwart führten. Man könnte von den «Wurzeln der Moderne» sprechen. Da sie über 100 Jahre gewirkt haben, könnte man annehmen, dass sie als eine Art «menschliche Antriebskräfte» gleichermassen die Zukunft beeinflussen werden. In der Folge gebe ich die Antworten von Claude wieder, der sich in seiner Zeitreise an der Digitalisierung, der Globalisierung, der Demografie, der Wissensgesellschaft sowie der Notwendigkeit zur Nachhaltigkeit orientiert.
Metatrend technologische bzw. digitale Revolution
Die digitale Revolution veränderte das Leben radikal: Von der Erfindung des Computers über das Internet bis zu Smartphones und KI. Die exponentiell wachsende Rechenleistung beschleunigte den Fortschritt und prägte grundlegend, wie Menschen kommunizieren und arbeiten.
Die digitale Revolution wird in eine vollständige Verschmelzung von physischer und virtueller Realität münden. Quantencomputer und fortgeschrittene KI werden nahezu alle kognitiven Aufgaben übernehmen. Gehirn-Computer-Schnittstellen werden zum Standardzugang in die digitale Welt, während biotechnologische Implantate unsere natürlichen Fähigkeiten erweitern. Diese Entwicklung wird fundamentale Fragen nach dem Wesen des Menschseins aufwerfen und zu einer Neubestimmung unserer Spezies führen. Die Grenzen zwischen natürlicher und künstlicher Intelligenz verschwimmen, während virtuelle Realitäten dieselbe Bedeutung wie die physische Welt erlangen.
Metatrend Urbanisierung
Durch die massive Abwanderung aus ländlichen Regionen entstanden Grossstädte. Es veränderten sich Siedlungsstrukturen, aber auch das soziale Gefüge: Familienbande lockerten sich, urbane Kulturen entstanden mit neuen Arbeits-, Wohn- und Lebensformen. Städte wurden zu Innovationszentren und Treibern gesellschaftlicher Modernisierung.
Die Urbanisierung entwickelt sich zu hybriden Siedlungsformen, in denen die klassische Trennung zwischen Stadt und Land verschwimmt. Neue Technologien und Klimawandel führen zur Entstehung vertikaler, unterirdischer und schwimmender Städte. Die Menschheit beginnt mit der Entwicklung vollständig künstlicher Lebensräume, zunächst in klimatisch extremen Zonen. Digitale Vernetzung wird zum Bindeglied zwischen verschiedenen Siedlungsformen, während lokale Gemeinschaften neue Bedeutung gewinnen. Künstliche Intelligenz optimiert urbane Systeme, während Menschen zwischen verschiedenen Lebensräumen flexibel wechseln.
Metatrend Globalisierung
Die Globalisierung schuf weltumspannende Handelsnetze und verband Kulturen wie nie zuvor. Durch verbesserte Transport- und Kommunikationsmöglichkeiten entstanden globale Märkte und multinationale Unternehmen. Dies führte zu wirtschaftlicher Verflechtung aber auch zu neuen sozialen Herausforderungen.
Die Globalisierung bewirkt eine planetare Zivilisation, in der Nationalstaaten an Bedeutung verlieren. Neue globale Governance-Strukturen entstehen, um Herausforderungen wie Klimawandel und Ressourcenverteilung zu bewältigen. Die Menschheit beginnt aktiv mit der Kolonisierung des Weltraums, zunächst des Mars und des Mondes. Internationale Kooperation wird zur Überlebensfrage, während kulturelle Unterschiede in einer vernetzten Weltgesellschaft neue Ausdrucksformen finden. Transnationale Identitäten prägen zunehmend das Selbstverständnis der Menschen.
Metatrend Demografischer Wandel
Der demografische Wandel zeigte sich im Wachstum der Weltbevölkerung von 1,6 auf 7,8 Milliarden Menschen. Steigende Lebenserwartung und Urbanisierung führten zur Entstehung von Megacities. Traditionelle Gesellschaftsstrukturen änderten sich durch Alterung und Migration grundlegend.
Der demografische Wandel führt zu einer Stabilisierung der Weltbevölkerung bei etwa 11 Milliarden Menschen. Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt dank medizinischer Fortschritte auf über 100 Jahre. Mega-Metropolen werden zu eigenständigen politischen Einheiten, während ländliche Räume sich neu erfinden. Die alternde Gesellschaft entwickelt neue Formen des Zusammenlebens und der Arbeitsorganisation. Biotechnologie ermöglicht die aktive Gestaltung menschlicher Alterungsprozesse und eröffnet neue Perspektiven für ein gesundes, langes Leben.
Metatrend Wissensgesellschaft
Die Wissensgesellschaft entstand durch Demokratisierung von Bildung und exponentielles Wachstum verfügbarer Informationen. Der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft veränderte Arbeitsformen grundlegend. Lebenslanges Lernen wurde zur Notwendigkeit in einer sich beschleunigenden Welt.
Die Wissensgesellschaft transformiert sich durch direkten neuronalen Zugang zu globalen Wissensnetzwerken. KI wird zum permanenten Lernbegleiter, während traditionelle Bildungsinstitutionen sich neu erfinden. Die Grenzen zwischen menschlichem und maschinellem Wissen verschwimmen zunehmend. Kollektive Intelligenz und vernetztes Denken werden zur Norm, während individuelles Lernen durch KI-gestützte persönliche Optimierung revolutioniert wird. Neue Formen des Wissensaustauschs entstehen durch direkte Gehirn-zu-Gehirn-Kommunikation.
Metatrend Nachhaltigkeit und Klimawandel
Das Streben nach Nachhaltigkeit entwickelte sich von ersten Warnungen zu globalen Bewegungen. Die Erkenntnis der Umweltzerstörung führte zu erneuerbaren Energien und Klimaschutzabkommen. Das Bewusstsein für die Endlichkeit der Ressourcen prägt heute politische und wirtschaftliche Entscheidungen.
Die Nachhaltigkeitsrevolution führt zu einem vollständigen Umbau der Wirtschaft nach Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Erneuerbare Energien werden zur einzigen Energiequelle, während Geoengineering aktiv das Klima stabilisiert. Grosse Teile der Erde werden renaturiert, künstliche Intelligenz optimiert die Ressourcennutzung. Die Menschheit lernt, ihren Planeten als Gesamtsystem zu verstehen und zu steuern. Neue Technologien ermöglichen die effiziente Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre.
Auf Basis dieser Skizzen bat ich ChatGPT, mir diese Zukunft unserer Zivilisation zu visualisieren (oben eingebettete Bilder) – und war nicht überrascht. Die Ergebnisse sind enttäuschend. Auch wenn ich noch ungeübt im Prompten von Bildern bin, fallen die Einfallsarmut und die vielen Stereotype auf. Folgt man den erstellten Bildern, gibt es 2100 immer noch Autos mit Verbrennermotoren, die Frauen tragen offenbar weiterhin sehr gerne rosa Kleider und die alten Menschen bleiben grau in grau. Dass die Zukunft der Stadt mitten in Wolkenkratzern aus Stahl und Beton stattfinden soll, scheint selbstverständlich. Besonders platt ist das Szenario einer globalen Gesellschaft mit riesigem Globus im Hintergrund.
Die Ergebnisse von Midjourney sind nicht besser – im Gegenteil. Die Midjourney-KI scheint Mühe zu haben, sich konkrete alltägliche Situationen vorzustellen. Weil die Visualisierungen der Trends unbefriedigend waren, überprüfte ich, wie die Maschine eine nicht näher beschriebene Zukunft darstellt, und bat sie, Bilder von Berlin im Jahre 2050, 2075 und 2100 zu generieren. In der folgenden Übersicht werden diese Einblicke wiedergegeben, wobei die oberste Zeile das Jahr 2100 zeigt. Auffallend ist erstens das fehlende Gespür der KI für die Zeit. Sie kann schlecht zwischen einer Distanz von 25 und 100 Jahren differenzieren. Zweitens fallen die destruktiven Entwürfe ab 2075 auf. Berlin scheint teilweise verlassen, hart vom Klimawandel betroffen oder Opfer einer kriegerischen Auseinandersetzung geworden zu sein.
Um die Diskussion der Antriebskräfte der menschlichen Zivilisation zu vertiefen, befragte ich meine Zukunftsmaschinen im Sinne der Psychohistorik, anhand welcher Zahlen man die Entfaltung der Zivilisation messen kann.4 Gemini, das sich in ähnlichen Fragen als präzises und kritisches Zukunftsorakel entpuppt hatte, wählte als Antwort das Bevölkerungswachstum, das BIP pro Person, den Energieverbrauch, die Analphabetenrate sowie den Urbanisierungsgrad. Gemini erweiterte die Auswahl selbstständig um weitere vier Kennzahlen: die Anzahl der Mobiltelefone, die Anzahl der Internetnutzenden, die Bildungsausgaben sowie die Lebenserwartung.
Um die Entwicklung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zu vermessen – «eine faszinierende, aber auch äusserst spekulative Aufgabe», wie Gemini anmerkte –, wählte das Modell die globale Durchschnittstemperatur, den Anteil der erneuerbaren Ressourcen am globalen Energieverbrauch, die globale Lebenserwartung, den Anteil der Bevölkerung mit Zugang zum Internet sowie den globalen Index für sozialen Fortschritt. Bei der erneuten Abfrage mit einem veränderten Zeitraum von 1850 bis 2100 tauchen nochmals neue Kennzahlen auf, wie etwa die Kindersterblichkeit, die Anzahl der Bildungsjahre pro Person sowie die Verfügbarkeit von Süsswasser pro Kopf. Sollte sich die Planung der Zukunft an diesen Kriterien orientieren? Und was wäre dann zu tun?
Die Entwicklungsziele lassen sich bei Nachfrage durch konkrete Vorschläge konkretisieren. So meint etwa ChatGPT, der Nachfragen etwas präziser als Gemini klärte, der Zugang zu Süsswasser könne durch «innovative Technologien» und «nachhaltige Massnahmen» verbessert werden. Weiter schlägt die Maschine vor, den globalen Wasserverbrauch durch die Entsalzung von Meerwasser durch erneuerbare Energien sowie optimierte Bewässerungstechniken (etwa durch Tröpfchenbewässerung) zu senken. Eine stärkere Kreislaufwirtschaft mit Abwasserrecycling und Brauchwasser-Rückgewinnung erhöhe die Effizienz der Wassernutzung. Schliesslich seien politische Massnahmen wie die Subventionierung wassersparender Technologien und Bildungsprogramme zur Förderung eines verantwortungsvollen Wasserverbrauchs ebenfalls essenziell, um langfristig den Wasserzugang sicherzustellen.
Nun aber zurück zu Claude und seinen Szenarien: Sie sind leider wenig überraschender «Zukunftssprech», der sowohl einer linearen wie auch technozentrierten Logik folgt. Deshalb wollte ich wissen, ob es wirklich so einfach ist, die Zukunft zu berechnen und warum es vermutlich anders kommen wird als vorausgesagt. Als «Gegenspieler» einer technozentrierten, optimistischen und linearen Zukunftsschau nannte mir Claude fünf Elemente. Diese «Zukunftsschärfer» sollte man deshalb beim Prompting der Zukunft entweder abfragen oder selbst definieren, um präzisere beziehungsweise realistischere und vielschichtigere Prognosen zu erhalten. Das zeigt: Eine vorgängige Auseinandersetzung mit Chancen und Grenzen der Zukunftsforschung ist zwingend, um mit KI-Zukunftsorakeln gute Ergebnisse zu erzielen:
- Wildcards Völlig unvorhersehbare Ereignisse lenken die Entwicklung dramatisch in andere Bahnen. Wie die COVID-Pandemie zeigte, können einzelne Ereignisse jahrzehntelange Trends umkehren.
- Komplexitätsfalle Die menschliche Zivilisation wird durch mehr Komplexität beziehungsweise mehr Vernetzung anfälliger. Auch Ausfälle, Angriffe und Missbräuche der Infrastrukturen formen die Zukunft.
- Emoationalität Menschen handeln oft irrational, emotional und selbstzerstörerisch. Religionen, Nationalismus und Egoismus wirken der Rationalität und Linearität der Technologie entgegen.
- Ressourcenkonflikte Je höher der Wohlstand und der menschliche Expansionsdrang, desto grösser werden die Verteilungskämpfe um Wasser, Land und Rohstoffe. Werden Abschottung und Kriege die Zukunft prägen?
- Ökologische Grenzen Technologische Lösungen für Klimawandel und Ressourcenverbrauch könnten Wunschdenken sein. Wenn Kipppunkte überschritten werden, sind die Folgen nicht mehr beherrschbar.
Als extrem seltene Ereignisse mit hoher Wirkungskraft tauchen Wildcards häufig in der Zukunftsforschung häufig auf. Deshalb befragte ich meine Expertinnen im Modus der Delphi-Studie, welche Überraschungen bis 2050 auftreten könnten. Obwohl manche KI (aufgrund der hohen Unsicherheit) zunächst die Antwort verweigerte, fügten sich auf Nachfrage alle Modelle.5: Die folgende Tabelle ordnet die genannten Wildcards gemäss der geschätzten Eintrittswahrscheinlichkeit. Einzig die Quantencomputer dürften (mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von über 50 Prozent) die Zukunft aufwirbeln. Weiter wird deutlich sichtbar: Eine Analyse der Varianz zeigt: Je höher die Eintrittswahrscheinlichkeit geschätzt wird, desto grösser ist die Unsicherheit. Teleportation und Zeitmanipulationen sind offenbar eher Gedankenspiele als realistische Zukunftsideen.
Kritisch betrachtet sind diese Wildcards wiederum ziemlich eindimensional. Sie sind sehr technisch und berücksichtigen weder politische Entwicklungen noch soziale Innovationen. Es wird weder das Abspalten von Staaten in den USA erwähnt noch der Zusammenbruch Chinas oder die Demokratisierung von Nordkorea. Auch in der Mobilität müsste man genauer hinschauen, zum Beispiel würden Highspeed-Zugverbindungen zwischen China und Europa oder zwischen Europa und Afrika nicht nur die globalen Waren- und Personentransporte verändern, sondern vielleicht auch eine kulturelle Annäherung bewirken, die wiederum geopolitische Folgen hätte. Auch ökologische Ereignisse wie das Auftauen des Poleises oder des Permafrosts oder das Aussterben der Bienen werden nicht genannt. Was in der Liste fehlt und generell auffällt: die KIs tendieren dazu, das Böse zu verdrängen oder bewusst zu übersehen – zum Beispiel den Abschuss von Satelliten, einen grossen Terroranschlag oder einen krassen Technologieunfall.
Auf Grundlage der beschriebenen Mängel linear-technischer Prognosen und mithilfe der identifizierten Wildcards bat ich Claude ein zweites Mal, die Wurzeln der heutigen Zivilisation in die Zukunft zu rechnen. Zudem fragte ich bei einzelnen Thesen mehrstufig nach, um der Maschine noch mehr konkrete Vorstellungen der Zukunft zu entlocken. Natürlich werden die Aussagen umso spekulativer, je höher man das Deep-Dive-Niveau einstellt – allerdings äussern sich die Orakel erst dann konkret zur Zukunft, wenn man mehrstufig nachfragt.
Projektion Technologischer Wandel
Die digitale Welt ist in drei getrennte Sphären zerfallen: Eine hochsichere Basis-Infrastruktur für essenzielle Dienste, ein stark reguliertes “Normal-Internet” für Alltag und Wirtschaft, sowie eine experimentelle Zone für neue Technologien. Nach mehreren verheerenden Cyberangriffen wurde die ursprüngliche Vision eines komplett vernetzten Lebens aufgegeben. Stattdessen setzt die Gesellschaft auf resiliente “Low-Tech-High-Tech”-Hybride. KI ist allgegenwärtig, aber streng zweckgebunden.
Projektion Urbanisierung
Extreme Wetterereignisse haben die Siedlungsstruktur fundamental verändert. Küstenstädte sind teilweise aufgegeben oder zu schwimmenden Strukturen umgebaut. Neue Metropolen entstanden in klimatisch stabilen Zonen, oft unterirdisch oder in geschützten Dome-Strukturen. Ländliche Räume erleben eine Renaissance durch autarke Agrar-Tech-Communities. Die grössten Städte sind zu eigenständigen Stadtstaaten geworden, die sich in transnationalen Netzwerken organisieren.
Konkret könnten sich die folgenden 4 Gruppen von Metropolen unabhängig machen:
- Die erste Gruppe umfasst Technologie-Hubs: Shanghai, Shenzen, Banagalore und Seoul.
- Zur zweiten Gruppe gehören Finanzmetropolen: London, Singapur, Dubai, Hongkong.
- Drittens könnten Mega-Agglomerationen ihre Unabhängigkeit erklären: Tokio-Yokohama, Greater Bay Area in China, Dehli NCR, Jakarta.
- Auch Nachhaltigkeitspioniere könnten sich emanzipieren: Kopenhagen, Amsterdam, Vancouver und Melbourne.
- Schliesslich könnten kulturellen Kraftzentren ihre Unabhängigkeit erklären: New York, Berlin, Istanbul und Sao Paolo.
Projektion Globalisierung
Die Weltwirtschaft ist in fünf grosse, teilautonome Handelsblöcke fragmentiert, die jeweils eigene digitale Währungen und Technologiestandards entwickelt haben. Internationale Zusammenarbeit konzentriert sich auf existenzielle Herausforderungen wie Klimawandel und Pandemiebekämpfung. Kulturell hat sich eine «Glokal»-Identität durchgesetzt: Global vernetzt, aber lokal verwurzelt. Der Welthandel wurde durch regionale Produktion und vertikale Farmen stark reduziert. Die fünf Blöcke – eine Zahl, die übrigens auch der Politikwissenschaftler Herfried Münkler aus spieltheoretischen Gründen nennt – sind gemäss Claude: 1. die amerikanische Sphäre (Nord- und Südamerika), 2. der eurasischer Grossraum 2. die chinesische Einflusszone 4. der indischer Subkontinent 5. die afrikanische Union und 6. der ozeanisch-Australischer Verbund. Diese Aufteilung erfolgte offenbar gemäss kultureller Eigenständigkeit, Demografische Entwicklung, technologische Schwerpunkte, Ressourcenverfügbarkeit, geopolitische Spannungslinien. Interessant ist die Beobachtung, dass sich Europa aufgrund seiner geographischen Lage bis 2100 Eurasien, der amerikanischen Sphäre oder der Afrikanischen Union anschliessen könnte.
Auf einer dritten Abstraktionsstufe wollte ich wissen, welcher Raum bis 2100 der dominante sein könnte. Claude tippt auf den indischen Subkontinent. Diese Führungsposition basiert auf einer einzigartigen Kombination von Stärken: Demografisch profitiert Indien von einer optimalen Altersstruktur und einer gut ausgebildeten, englischsprachigen Mittelschicht. Geografisch bietet der Subkontinent Schutz vor den schlimmsten Klimafolgen und kontrolliert wichtige Seewege. Technologisch verbindet das Land fortschrittliche IT-Kompetenz mit pragmatischer Innovation. Kulturell vereint es Anpassungsfähigkeit mit tiefer Tradition und verfügt über eine einflussreiche globale Diaspora. Die demokratischen Institutionen und die Erfahrung im Krisenmanagement bieten eine stabile Grundlage. Während andere Weltregionen mit Überalterung oder strukturellen Problemen kämpfen, kombiniert Indien erfolgreich Entwicklungsdynamik mit institutioneller Stabilität.
Projektion Demografischer Wandel
Die Weltbevölkerung hat sich bei 9 Milliarden eingependelt, allerdings mit extremen regionalen Unterschieden. Während einige Regionen durch Klimamigration fast entvölkert sind, entstanden anderswo neue Bevölkerungszentren. Die Lebenserwartung stagniert trotz medizinischer Fortschritte bei 90 Jahren, da Umweltbelastungen und neue Krankheiten dem entgegenwirken. Multigenerationale Wohnprojekte sind die Norm geworden.
Projektion Wissensgesellschaft
Nach dem Zusammenbruch des globalen Internets entwickelte sich ein dezentrales Wissensnetzwerk, das Stabilität über Geschwindigkeit stellt. Universitäten fungieren als “Wissensarchive”, die kritisches Wissen auch analog sichern. KI-Systeme unterstützen das Lernen, aber der Trend geht zu einem ausgewogenen Mix aus digitalem und personalem Wissenstransfer. Praktisches und traditionelles Wissen haben stark an Bedeutung gewonnen.
Diese Aussagen schreckte mich auf. Wie würde Claude die Rolle der zukünftigen Universitäten präziser beschreiben und was gilt als kritisches Wissen? Die Rolle der Universitäten hat sich bis 2100 fundamental gewandelt: Sie fungieren als physische Festungen des Wissens. In hochgesicherten, EMP-geschützten Archiven bewahren sie kritisches Wissen in analoger Form - auf säurefreiem Papier, Mikrofilm und in steingravierten Grundlagenwerken. Als “kritisches Wissen” gilt dabei alles, was die Menschheit zum Überleben und Wiederaufbau nach einem potenziellen Zusammenbruch digitaler Systeme benötigt: Medizinisches Grundlagenwissen, mathematische Prinzipien, physikalische Gesetze, Handwerkskunst, Agrartechniken, aber auch soziales Wissen wie Konfliktlösung und Organisationsprinzipien. Diese “analoge Rückversicherung” wurde nach mehreren verheerenden Cyberangriffen und Systemausfällen zur globalen Priorität. Jede grössere Universität ist Teil dieses weltweiten Backup-Systems.
Wer aber sollte darüber bestimmen, was als kritisches Wissen gesichert werden sollte? Die Beurteilung darf gemäss Claude nicht einer einzelnen Instanz überlassen werden, sondern erfordert ein ausbalanciertes Gremium verschiedener Perspektiven. Ein globaler Rat aus Wissenschaftlern, Philosophen, indigenen Wissensträgern, Technikexperten und Ethikern sollte Grundkriterien definieren. Regionale Komitees, die kulturelle Besonderheiten berücksichtigen, ergänzen diese. Künstliche Intelligenz unterstützt durch Analyse historischer Krisensituationen. Wichtig ist die Einbindung junger Menschen, die zukünftig von den Entscheidungen betroffen sind. Ein transparenter öffentlicher Diskurs muss die Auswahl begleiten. Die finale Entscheidung sollte durch demokratisch legitimierte Institutionen erfolgen, die regelmäßig neu evaluieren, was als überlebenswichtig gilt.
Projektion Nachhaltigkeit
Die Menschheit hat gelernt, mit einem deutlich wärmeren Planeten zu leben. Grosse Teile der Erde sind unbewohnbar geworden, andere ergrünen durch massive Renaturierungsprojekte. Energie kommt aus einem Mix von erneuerbaren Quellen, aber der Gesamtverbrauch wurde drastisch reduziert. “Klimakriege” um Wasser und fruchtbares Land konnten nur durch strikte internationale Verteilungsmechanismen eingedämmt werden. Geoengineering-Projekte werden global koordiniert.
Ich wollte wissen, um welche Geoengineering-Projekte es sich handeln könnte. Im Jahr 2100 werden fünf zentrale Geoengineering-Projekte global koordiniert: Stratosphärische Aerosolinjektionen reduzieren die Sonneneinstrahlung durch reflektierende Schwefelpartikel in der oberen Atmosphäre. Ozeanische CO2-Bindung nutzt genetisch optimierte Algen zur massiven Kohlenstoffaufnahme, kombiniert mit künstlichen “Upwelling”-Systemen für Nährstoffzirkulation. Arktisches Eismanagement stabilisiert die Polkappen durch reflektierende Oberflächen und künstliche Eisbildung. Atmosphärische CO2-Filterung erfolgt durch ein globales Netz von “künstlichen Bäumen”. Wolkenaufhellung über den Ozeanen verstärkt deren natürliche Reflexionswirkung. Diese massiven Eingriffe werden von einer UN-Behörde überwacht, da Nebenwirkungen ganze Kontinente betreffen können. Regionale Alleingänge sind durch internationale Verträge untersagt.
Bereits heute ist klar, dass diese neuen Technologien ganz im Sinne der Risikogesellschaft nicht ohne Nebenwirkungen bleiben. Die grössten Risiken des globalen Geoengineerings bedrohen die planetare Stabilität fundamental. Stratosphärische Aerosolinjektionen könnten globale Wettersysteme destabilisieren und zu extremen Dürren oder Überschwemmungen in unerwarteten Regionen führen. Die massive ozeanische CO2-Bindung riskiert eine unkontrollierte Veränderung mariner Ökosysteme und könnte Nahrungsketten zusammenbrechen lassen. Künstliche Polarkappenkühlung könnte ozeanische Strömungen verändern und damit das Weltklima neu ordnen. Die atmosphärische CO2-Filterung könnte lokale Luftchemie so verändern, dass neue Gesundheitsrisiken entstehen. Am gefährlichsten ist jedoch das Zusammenspiel dieser Eingriffe: Ihre Wechselwirkungen sind kaum vorhersehbar und möglicherweise nicht mehr kontrollierbar.
Vertiefend nahm mich wunder, welche fünf Ereignisse die KI-Expertinnen als die wichtigsten der Globalgeschichte zwischen 1900 und 2024 bezeichnen. Erneut sind die Ergebnisse nicht überraschend. Sämtliche Expertinnen nannten den Zweiten Weltkrieg, vier Voten entfielen auf den Kalten Krieg (zwei auf den Fall der Berliner Mauer). Der Erste Weltkrieg wurde von drei Expertinnen als eines von fünf zentralen Ereignissen in den letzten 125 Jahren der menschlichen Geschichte genannt. Mehrere Stimmen erhielten weiter die digitale Revolution mit dem Aufstieg des Internets (3), die Dekolonialisierung (3), der Klimawandel (2) sowie 9/11 beziehungsweise der «globale Krieg gegen den Terror» (2). Einzelne Stimmen erhielten noch die spanische Grippe sowie Covid-19.
Diese Auswahl ist nicht nur deshalb kritisch zu hinterfragen, weil sie sehr westlich ist. So fehlen in den Aufzählungen Ereignisse in China oder Indien. Das ist problematisch, weil Gen-AI so ein westzentriertes Geschichtsverständnis zementiert – samt kolonialem Denken und vorschnellen Überlegenheitsvorstellungen. Noch kritischer ist der kriegerischere Rückblick auf die letzten 125 Jahre zu beurteilen. Wer die ausgewählten Zukunftsmaschinen nutzt, kommt vielleicht zum Schluss, dass es primär Kriege sind, die den Verlauf der Geschichte bestimmen, und heißt so künftige Kriege eher gut. Doch im Rückblick auf die letzten 125 Jahre könnte man ebenso argumentieren, dass der Sputnik-Schock, die HIV-Pandemie, die Weltwirtschaftskrise 1929, die Entwicklung von MRNA-Impfungen, die Entdeckung des Ozonlochs oder die Publikationen von Rachel Carson (Silent Spring) oder Sigmund Freud (Traumdeutung) zentral für die menschliche Zivilisation waren.
Gefragt nach Ereignissen, welche bis zum Ende des Jahrhunderts eine ebenso starke Wirkung wie die aufgezählten Dinge haben könnten, rückten Klimakatastrophen, Pandemien, Kontakte mit ausserirdischem Leben und grosse Migrationswellen in den Vordergrund. Ebenfalls Mehrfachnennungen erhielten neue Durchbrüche bei der künstlichen Intelligenz, Cyberkriege und der Zusammenbruch der digitalen Infrastruktur.
Abschliessend wollte ich von allen KIs wissen, welche Persönlichkeiten die nächsten 100 Jahre am meisten prägen werden. Von den sechs befragten Maschinen nannten alle Elon Musk, fünf sprachen sich für Greta Thunberg aus und drei für Xi Jinping. Mehrere Stimmen erhielten weiter Jeff Bezos, die Umweltschützerin und Primatologin Jane Goodall sowie Malala Yousafzai, Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin aus Pakistan. Weitere Voten gingen an Tech-Männer: Sam Altman, Tim Berners-Lee, Mark Zuckerberg, Demis Hassabis, Bill Gates und Vitalik Buterin. Google-Gemini war die einzige KI, die sich herausnahm, unbekannte oder nicht geborene Personen zu nennen. Zu den Schlüsselpersonen zählte sie eine unbekannte Wissenschaftlerin. Oft seien es Forscherinnen und Forscher, die im Hintergrund arbeiten und bahnbrechende Entdeckungen machen – und erst später im Rückblick ihre volle Bedeutung entfalten.
Vielleicht würde eine junge Wissenschaftlerin ein Medikament gegen eine unheilbare Krankheit oder eine neue Energiequelle entdecken, meint Gemini. Die grossen sozialen Veränderungen der Zukunft könnten wiederum von jungen Menschen aus Regionen kommen, die bisher wenig Gehör gefunden haben. Ein Aktivist aus Afrika, Südamerika oder Asien könnte eine Bewegung anführen, die die Welt verändert. Auf Nachfrage geht es bei diesen sozialen Bewegungen darum, das Recht der Natur oder bisher benachteiligter Menschen zu stärken. Zum Beispiel, indem sie Wirtschaftsmodelle popularisieren, die «soziale oder ökologische Aspekte stärker berücksichtigen» oder für mehr «Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Inklusion» kämpfen.
Eine kritische Würdigung dieser Aufzählung von Persönlichkeiten muss damit beginnen, dass ein Geschichtsverständnis der grossen mächtigen Männer überaltert ist. Geschichte wird nicht von Genies gemacht, diese sind immer Teil von Netzwerken, von Geldströmen und benötigen für ihre Wirkung den dazu passenden Zeitgeist sowie eine Vielzahl von Fans und Mitarbeitenden, Infrastrukturen und Ressourcen, die jemand bereitstellen muss. In den Worten des Wissenschaftsforschers Ludwik Fleck sind es immer Denknetze und -kollektive, welche die Zukunft hervorbringen. Weiter fällt in der Liste der Bias zugunsten weisser westlicher Männer auf, und nur Gemini erkannte, dass die Zukunft der nächsten 100 Jahre vom Wirken noch gar nicht geborener Menschen geprägt sein könnte.
Verzerrungen und Exnovationen Wo wir genauer hinschauen sollten
Im Antizipieren der Zukunft neigen Menschen zu verzerrten Wahrnehmungen. Exponentielles macht ihnen das Leben schwer, typischerweise überschätzen sie technologische Trends, während sie demographische und ökologische übersehen.
KI könnte helfen diese Verzerrungen zu relativieren und eine nüchterne, rationalere Perspektive auf die Zukunft beisteuern. Deshalb wollte ich von meinen Expertinnen wissen, welche Entwicklungen der nächsten 25 Jahre westliche Manager:innen und Politiker:innen über- oder aber unterschätzen. Ich forderte sie auf, in ihren Antworten ökologische, demographische, wirtschaftliche, technologische, medizinische und spirituelle Entwicklungen zu berücksichtigen.
Mir wurde rückgemeldet, diese Aufgabe sei «selbst für hochentwickelte KI-Modelle» eine «komplexe Aufgabe». Prognosen sind per se unsicher, auch menschliche Experten könnten die Zukunft nicht vorhersagen. Es gibt schlicht zu viele unvorhersehbare Faktoren und zu viele mögliche Entwicklungspfade. Zudem handelt es sich beim Identifizieren von unter- und überschätzten Trends um eine subjektive Beurteilung. Für die eine Person mag aufgrund ihres Wertefundaments der eine Trend überschätzt sein, eine zweite Person mag denselben Trend durch ihre Lebenserfahrungen unterschätzen. Weiter sind KI-Modelle mit Daten aus der Vergangenheit trainiert. Folglich kann Gen-KI zwar Muster erkennen und Trends extrapolieren, aber sie kann keine Entwicklungen vorhersagen, die ausserhalb ihrer programmierten Basis liegen.
In der Folge liste ich die von den KIs als überschätzt und unterschätzt eingestuften Entwicklungen auf – ich nenne sie «überhitzte Pferde» und «schlafende Riesen». Eine solche Liste hilft einerseits Hypes kritischer zu beurteilen und andererseits bisher unterbeleuchtete Themen ins Licht zu holen – sei es beim Investieren, beim Erzählen der Zukunft in TV-Serien und Romanen oder bei der Formulierung von Lernzielen. Wie bei den anderen Forschungsfragen bat ich die KIs zuerst ungestützt nach ihrer Meinung, bevor sie Ergebnisse bewerteten. Obwohl sich einige KIs zunächst zierten, machten letztlich wieder alle mit. Allerdings sind die Zahlen mit Vorsicht zu geniessen: Bei Wiederholungen wurden nicht immer dieselben Bewertungen «ausgespuckt».
Die Ergebnisse offenbaren innere Widersprüche der KI-Modelle. Auf der Liste der «überhitzten Pferde» tauchen Technologien auf, welche die KIs zuvor mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit eingeschätzt hatten – insbesondere die Genmedizin und die autonomen Fahrzeuge. Insgesamt fällt auf, dass die Werte bei der Unterschätzung höher als bei der Überschätzung sind. Das ist ein Hinweis, in Innovationsprozessen nicht nur auf Hype-Fallen zu achten, sondern stets nach unspektakulären Entwicklungen Ausschau zu halten, die langfristig wirksam sind, aber im gegenwärtigen Innovationsdiskurs keinen Platz finden.
Bei den «schlafenden Riesen» rangieren zwei geologische Trends zuoberst. Das ist insofern gut nachvollziehbar, weil die Geologie des Planeten sämtliche Menschen betrifft, geologische Trends sehr langfristig wirken, es nicht nur um Wohlstand, sondern um Leben und Tod gehen kann und geologische, anders als technologische, Veränderungen (bisher) keine fürsprechenden Unternehmen haben, die daraus Profit schlagen wollen. Bemerkenswert ist weiter, dass Auswirkungen von Geoengineering heute erst ein Gedankenspiel sind, aber von den KIs trotzdem hervorgehoben werden. Dasselbe gilt für Wasserknappheiten und Konflikte um Wasser, die zumindest in Ländern der DACH-Region kaum spürbar sind. Auf der Liste fällt ausserdem die Mikrobiom-Revolution auf. «Neue Forschungen zeigen, dass das Mikrobiom unsere Stimmung, Immunsystem, Gewicht und sogar Persönlichkeit beeinflusst», meint eine der Expertinnen.
Die Mikrobiom-Revolution könnte zu personalisierten Ernährungsplänen führen, zu gezielten Probiotika-Therapien und neuen Behandlungsmethoden für psychische Erkrankungen. Die grösste Veränderung wäre aber ein medizinischer Paradigmenwechsel: «Menschen würden als Ökosysteme verstanden, deren Gesundheit von der Balance ihrer mikrobiellen Gemeinschaften abhängt». Diesem Körperverständnis folgend, sind wir ein Verbund aus Zellen und Billionen von Mikroorganismen, die gemeinsam unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und sogar unsere Persönlichkeit beeinflussen. Die Erkenntnis, dass unsere Gesundheit von der ausgewogenen Zusammenarbeit verschiedener Organismen abhängt, revolutioniert Medizin und Gesundheitsvorsorge, wobei die Pflege des gesamten mikrobiellen Ökosystems in den Vordergrund rückt. Der Mensch müsste als eine Art Superorganismus betrachtet werden.
Gefragt, was weitere Folgen der Mikrobiom-Revolution sein könnten, verweist Claude auf naheliegende Dinge wie neue Behandlungen für chronische Krankheiten (bei Diabetes, entzündliche Darmerkrankungen und Depressionen), die therapeutische Wirkung von Mikrobiom-Transplantationen, die sorgfältigere Verschreibung von Antibiotika (um das Mikrobiom nicht zu beschädigen) oder die «präventive Mikrobiom-Optimierung» von Geburt an. Claude plädiert aber auch Unerwartetes, etwa eine Stadtplanung für «mikrobiell diverse Umgebungen», was bedeuten würde, Grünflächen naturnah, statt mit sterilen Parks zu gestalten. Weiter wünscht er sich Gemeinschaftsgärten, die Verwendung von Baumaterialien, die gesunde Mikroorganismen fördern sowie weniger antibakterielle Oberflächen in öffentlichen Räumen.
Als Exnovationsfan wunderte mich ergänzend zu den Verzerrungen, welche Ausstiege aus alten Innovationen die Maschinenexpertinnen fordern. Ich wollte wissen, welches die fünf dringendsten Exnovationen bis 2050 sind, damit sich die Menschheit positiv entwickeln kann. Die vorgeschlagenen Innovationsausstiege sollten die Expertinnen mit Zahlen begründen. Weiter wollte ich wissen, bis wann die KI-Expertinnen die grossflächige Exnovation in Europa für wahrscheinlich halten.
Auffallend in den Ergebnissen sind mehrere Dinge. Erstens spricht sich die KI sehr deutlich für eine Dekarbonisierung aus. Als besonders dringend wird der Wandel der Energieerzeugung sowie der Mobilität beurteilt. Zweitens betreffen gleich vier Nennungen die Landwirtschaft. Die KIs fordern ein Ende der Massentierhaltung und ein Ende des «übermässigen Fleischkonsums», weniger Antibiotika in der Massentierhaltung, weniger traditionelle Pestizide sowie weniger schädliche Subventionen. Drittens werden Aspekte der digitalen Zukunft genannt, welche die KIs selbst betreffen und nichts mit der Treibhausgasproblematik zu tun haben. Die KI fordert ein Ende von «datenintensiven Geschäftsmodellen“ und «biasierten Geschäftsmodellen». Das insofern überraschend als die Herren der Künstlichen Intelligenzen genau damit ihr Geld verdienen.
Überraschend ist schliesslich die Feststellung der KIs, die Menschheit sollte sich vom linearen Wirtschaftsmodell trennen. Allerdings glauben die KI-Expertinnen nicht an einen schnellen Wandel. Exnovation aus dem heutigen «Produzieren-Konsumieren-Wegwerfen» prognostizieren sie erst für 2044. Überhaupt dauern die Ausstiege aus alten Innovationen lange. Erste grundsätzliche Ausstiege erwarten die KI-Expertinnen erst ab 2033.
Ausserirdische und Mondzivilisation – Wie uns KI auf die Zukunft vorbereiten würde
Zuletzt führte ich mit meinen Expertinnen ein Gedankenspiel durch. Ich sagte ihnen, für 2050 hätte eine ausserirdische Spezies ihren Besuch auf unserem Planeten angekündigt. Bevor ich mich nach möglichen Konsequenzen erkundete, interessierte mich, wie die Gen-AIs die Menschheit wahrnehmen.
Was ist das für ein Lebewesen, auf das die Ausserirdischen treffen? Wie nimmt uns Gen-AI – basierend auf den digitalisierten Selbstreflexionen der Menschen – wahr? Die Antworten der Expertinnen wurden zu fünf Eigenschaften verdichtet. Dieser nüchterne Blick regt dazu an, Selbst- und Fremdbild abzugleichen:
Eine Spezies im Umbruch
Die Ausserirdischen könnten beobachten, dass die Menschheit in einer Phase tiefgreifender Veränderungen steckt. Technologischer Fortschritt, Klimawandel und soziale Umwälzungen prägen unsere Zeit. Sie könnten uns als eine Spezies beschreiben, die sich an einem Wendepunkt befindet und vor der Wahl steht, entweder zu zerstören oder zu erneuern.
Gespalten durch Vielfalt
Die Menschheit ist unglaublich vielfältig – sichtbar wird dies in ihren Kulturen, Religionen, Ethnien und politischen Überzeugungen. Gleichzeitig sind wir durch diese Unterschiede gespalten. Ausserirdische könnten feststellen, dass unsere Stärke in unserer Vielfalt liegt, aber auch unsere grösste Herausforderung darin besteht, diese Vielfalt zu vereinen.
Besessen von Wachstum
Die Menschheit scheint von einem unaufhaltsamen Bedürfnis nach Wachstum getrieben zu sein – wirtschaftlichem Wachstum, Bevölkerungswachstum und technologischem Wachstum. Ausserirdische könnten sich fragen, ob dieses Wachstum unendlich fortgesetzt werden kann und welche Auswirkungen es auf den Planeten und unsere Beziehungen hat.
Neugierige Kreativität Die Menschheit hat eine unbändige Neugier und einen unerschöpflichen Ideenreichtum. Sie hat die Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen und neue Technologien zu entwickeln. Ausserirdische könnten uns als eine Spezies beschreiben, die immer wieder neu nach Grenzen sucht und das Unbekannte erforscht.
Verbunden durch Technologie
Die digitale Revolution hat die Art und Weise, wie Menschen leben und kommunizieren, grundlegend verändert. Ausserirdische könnten feststellen, dass die Menschheit durch ein globales Netzwerk von Informationen und Beziehungen verbunden ist. Gleichzeitig könnten sie die Schattenseiten dieser Entwicklung sehen, wie z.B. Überwachung und Desinformationen.
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Auf Basis dieser Selbstbeschreibung der menschlichen Spezies wollte ich wissen, welche vorbereitenden Massnahmen die KIs uns als unabhängigen Beobachterinnen empfehlen. Diese Aufgaben scheinen mir wichtig, damit sich die menschliche Zivilisation weiterentwickeln und ihre nächste Evolutionsstufe erreichen kann. Es ist natürlich völlig egal, ob die Ausserirdischen kommen oder nicht. Man kann dieses Gedankenspiel mit der Frage vergleichen, was wir in unserer Wohnung umstellen, aufräumen und putzen würden, bevor unsere Eltern oder unsere Chefin zu Besuch kommen. In solchen Gesprächen merke ich: Es macht mir Spass, mithilfe von Gen-AI über die Zukunft zu spekulieren:
- Globale Zusammenarbeit Entwicklung eines globalen Governance-Systems, Stärkung internationaler Institutionen, Förderung von Frieden und Konfliktlösung
- Kommunikation & Technologie Verbesserung interstellarer Kommunikationsfähigkeiten inkl. Übersetzungssysteme, Fortschritte in Raumfahrttechnologie, Intensivierung von SETI-Programmen (Search for Extraterrestrial Intelligence)
- Wissenschaft & Forschung Förderung der Astrobiologie, Erweiterung des Verständnisses des Universums, Vorbereitung auf verschiedene Kontaktszenarien
- Ethik & Protokolle Entwicklung globaler ethischer und rechtlicher Richtlinien für Erstkontakt, Etablierung eines einheitlichen internationalen Protokolls, Öffentliche Aufklärungskampagnen zur Vorbereitung auf Kontakt
- Offenheit & Bewusstsein Entwicklung von Strategien zur Bewältigung des “Kontakt-Schocks”, Förderung kultureller Offenheit und Toleranz, Stärkung interkultureller Kommunikationsfähigkeiten
- Nachhaltigkeit & Umweltschutz Priorisierung ökologischer Nachhaltigkeit, Schutz natürlicher Ressourcen, Anpassung der Energieversorgung
Man kann dieses Gedankenspiel noch einen Schritt weitertreiben und überlegen, welche Fehler die Menschen bei einem Neustart ihrer Zivilisation auf dem Mond vermeiden sollten. Genau diese Frage habe ich ganz am Ende des Experiments meinen KI-Expertinnen gestellt. Ihre Kritik ist breit gefächert. Sie bemängeln nicht nur den Umgang der Menschen mit den natürlichen Ressourcen der Erde – der sowohl zu Kriegen als auch zur Zerstörung der natürlichen Grundlagen des langfristigen Überlebens führen könnte. Um diese Selbstgefährdung zu vermeiden, empfehlen die KIs für den Reboot auf dem Mond eine konsequente Kreislaufwirtschaft. Des Weiteren kritisierten sie die ungleiche Machtverteilung und die menschliche Technologiegläubigkeit. Auf dem Mond sollten Technologien als Werkzeuge und nicht als Heilsbringer angesehen werden.
Ressourcenverschwendung Die Endlichkeit der Ressourcen muss von Anfang an Grundprinzip jeder Entwicklung sein. Auf der Erde führte der Irrglaube an unbegrenzte Ressourcen zu verschwenderischen Wirtschaftsmodellen. Eine Mond-Zivilisation muss eine konsequente Kreislaufwirtschaft praktizieren.
Zerstörung natürlicher Systeme Das Missachten ökologischer Zusammenhänge führte auf der Erde zu katastrophalen Kettenreaktionen. Die künstlichen Ökosysteme einer Mondkolonie müssen von Anfang an als hochsensible Gesamtsysteme verstanden und geschützt werden. Jeder Eingriff muss sorgfältig abgewogen werden.
Ungleiche Machtverteilung Die Konzentration von Macht und Ressourcen bei wenigen führte auf der Erde zu Konflikten und ineffizienter Entwicklung. Eine Mond-Kolonie braucht von Beginn an transparente, partizipative Governance-Strukturen. Jeder Bewohner muss gleichberechtigten Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen haben.
Technologiegläubigkeit Der blinde Glaube an technologische Lösungen führte auf der Erde oft zu grösseren Problemen. Die Mond-Zivilisation muss Technologie als Werkzeug, nicht als Heilsbringer sehen. Jede Innovation muss sich der Frage stellen: Dient sie wirklich dem Gemeinwohl und der nachhaltigen Entwicklung?
Fehlende Langfristplanung Kurzfristiges Profitdenken zerstörte auf der Erde nachhaltige Entwicklungschancen. Auf dem Mond muss jede Entscheidung auf ihre langfristigen Konsequenzen geprüft werden. Die Gemeinschaft braucht verbindliche Generationenverträge und wissenschaftsbasierte Planung.
Diese Hinweise richten sich nicht nur an ferne Mondzivilisationen. Sie gelten genauso für das Hier und Jetzt und illustrieren im Übrigen die analytische Stärke der KI. Meine Expertinnen argumentieren aus der Distanz und sehen das grosse Ganze. Diese Stärke zeigt sich in ihrer Forderung nach einer besseren Langfristplanung. Sollte man diese Forderung als Leitlinie künftiger Politik- und Wirtschaftsmodelle verstehen? Die Idee ist nicht uninteressant, da es zumindest in Europa zurzeit keine grossen Infrastrukturvorhaben gibt und überhaupt Visionen der Zukunft fehlen. Allerdings widersprechen planwirtschaftliche Modelle nicht nur der Funktionsweise heutiger Demokratien (mit ihren Parteienduellen und ihrer kurzfristigen Orientierung an Wahlergebnissen), sondern auch den Freiheiten eines kapitalistischen Wirtschaftsmodells. Ausserdem müsste die Planung Resilienz und Robustheit einschliessen, um kurzfristig auf Veränderungen, sprich auf Wild Cards, Widerstände und Komplexitätsüberschüsse reagieren zu können.
Die Forderung nach einer besseren Langfristplanung ist ein Hinweis darauf, wie die Menschheit künftig von den Fähigkeiten der KI profitieren beziehungsweise mit ihr zusammenarbeiten sollte. Als Ausblick habe ich meine Expertinnen noch gebeten, die wichtigsten Fragen des 21. Jahrhunderts zusammenzutragen, bei denen die Menschen enger mit Gen-AI zusammenarbeiten sollten. Sieben Fragen dominierten die Antworten der Expertinnen:
- Wie können wir den Klimawandel effektiv stoppen und umkehren?
- Wie können wir das massive Artensterben stoppen und die lebenswichtigen Ökosysteme unseres Planeten bewahren?
- Wie können wir die wachsende Weltbevölkerung gerecht und nachhaltig ernähren?
- Wie können wir sicherstellen, dass die Entwicklung der KI der gesamten Menschheit dient – und sie nicht gefährdet?
- Wenn es intelligentes Leben anderswo im Universum gibt, wie können wir es kontaktieren?
- Wie können wir ein gerechtes globales System schaffen, das allen Menschen Zugang zu den Grundbedürfnissen und Entwicklungschancen ermöglicht?
- Wie können wir die wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich bekämpfen?
Ich sehe, was Du nicht siehst Wie sich menschliche und maschinelle Zukunftsorakel die Arbeit teilen werden
Bisher ist KI nicht mehr als ein stochastischer Papagei, der in unzähligen Variationen nachplappert, was Menschen in der Vergangenheit gedacht haben.6 Diese Einschränkung sollte nicht übersehen, wer KI als Zukunftsorakel einsetzt.
Die Fähigkeit der KI zum Kombinieren von Bestehendem ist eine berechtigte und beachtliche Form der Kreativität – insbesondere, weil die meisten Menschen diese Stufe der Wissensgenese weder erreichen noch darüber hinauskommen. Im Gegenteil: Sie können deutlich schlechter als die Maschine die Fülle menschlicher Wissensbestände systematisch sichten, zusammenfassen oder gar kombinieren. Als Wissenskaleidoskop kann KI spannende Ausblicke auf die Zukunft generieren, wobei die Qualität der Ausblicke von den Befehlen abhängt, mit denen die Nutzer:innen die Maschinen anleiten.
Allerdings sollten die Nutzer:innen erstens nicht den Fehler begehen, dass sie der Gen-AI ein eigenständiges Verständnis der Welt beziehungsweise der menschlichen Zivilisation zugestehen. KI ist ein Spiegel, ein Echo oder eben ein Papagei – aber auf absehbare Zeit ist sie keine eigenständige Lebensform, die im menschlichen Sinne denken und sich eigene Ziele setzen kann. Sie versteht nicht. Das bringt die Metapher des chinesischen Zimmers gut zum Ausdruck. In dieser Geschichte sitzt ein Mensch in einem geschlossenen Raum und erhält durch einen Briefkastenschlitz Anweisungen gereicht, wie er in chinesischer Schrift Fragen beantworten soll, die in chinesischen Schriftzeichen verfasst wurden. Die Anleitung ist in seiner Muttersprache verfasst. So kann diese Person zwar antworten; aber sie versteht weder die Fragen noch die Antworten. Genauso ist es mit KI, die unsere Fragen beantwortet.
Zweitens ist KI beim Antizipieren der Zukunft voreingenommen. Sie rechnet Werte und Visionen der besitzenden Konzerne und ihrer Programmierenden ein. Das hängt wesentlich mit den Verzerrungen in den Trainingsdaten zusammen. So sind zum Beispiel falsche oder vereinfachte binäre Codierungen (etwa männlich <> weiblich) ein Problem, ebenso wie die mittlerweile bekannte mangelnde Diversität (die wesentlich aus der geringen Diversität der Programmierenden folgt). Aber auch die Ideologien der besitzenden Unternehmen, etwa ihr Glaube an den Longtermismus und die Akzeleration und die damit einhergehende Vernachlässigung der Probleme der Gegenwart, wirken vermutlich auf die Prognosen ein. Ohne eigenen Willen kann sich die KI nicht von diesen «Weltbildern» der Trainingsdaten emanzipieren.7
Ein letzter Punkt sollte nicht unerwähnt bleiben, wenn es um den künftigen Einsatz von KI-Zukunftsorakeln geht: ihr ökologischer Fussabdruck. Gemäss Selbstauskunft von ChatGPT Ende November 2024 verursacht ein kurzes Gespräch mit ChatGPT 4.32 Gramm CO2, was 21.6 Mal mehr ist als eine Google-Abfrage, wobei dieser Vergleich auf alten Daten beruhe und Google heute vermutlich effizienter sei. Noch schädlicher für die Umwelt ist die Generierung von Bildern, die 50 bis 100 Gramm CO2 verursachen. An anderer Stelle ist zu lesen, dass die Herstellung eines Bildes so viel Energie kostet wie das Aufladen eines Smartphones. Weitere Nebenwirkungen des Prompting sind der hohe Wasserverbrauch sowie die schlechten Arbeitsbedingungen der Menschen, die in Uganda oder Kenia die KI-Modelle trainieren.8
Abschliessend möchte ich meine Überlegungen zur Zukunftsforschung mit Gen-AI in 10 Thesen zusammenfassen. Diese Thesen möchte in den nächsten Jahren anhand durch neue Erfahrungen mit Gen-AI überprüfen und schärfen.
1. Gen-KI ersetzt ab sofort alle durchschnittlichen Zukunftsforscher:innen.
KI sieht mehr, ist billig, arbeitet schnell und strukturiert. Insbesondere für Zukunftsforschende ohne Kreativität, ohne breites kulturelles und historisches Wissen wird es eng; denn diese Fähigkeiten braucht es, um die Gen-AI in der Analytik und im Storytelling zu übertreffen.9
2. Gen-KI wird Teil der Zukunftsforschung: als Gesprächspartner:in und Assistent:in.
Die Arbeit von guten Zukunftsforschenden, die KI nutzen, wird anspruchsvoller, nicht einfacher. In Rechtschreibung und Grammatik muss die KI aber noch viel lernen, in der Visualisierung ist sie unbrauchbar – weil sie nur stereotype synthetische emotionslose Bilder generiert.
3. Gen-KI überzeugt durch ihren rationalen Überblick.
Dieser Vorteil ist Folge davon, dass sie quasi unendlich viele Informationen scannen, gut rechnen und rational zusammenfassen kann, ohne politische Spiele zu spielen. Für die nachhaltige und langfristige Entwicklung der Zivilisation wäre es wünschenswert, wenn Politik und Management ihre Analysen berücksichtigen würden.
4. Gen-KI sieht nur, was Menschen in Texten, Bildern und Videos ausgesprochen haben.
Was nicht digitalisiert wurde, wird von KI nicht verarbeitet. Zudem gilt: Je weniger «digitale Macht» eine Gemeinschaft, eine Subkultur oder eine historische Epoche hat, desto weniger wird deren Perspektive von den Zukunftsorakeln berücksichtigt.
5. Gen-KI generiert Zukünfte, die auf linearen Fortschrittsvorstellungen beruhen.
Je dynamischer Systeme sind und je stärker exogene Ereignisse Einfluss nehmen – wie beispielsweise beim Ausbruch einer Pandemie –, desto schlechter werden die Prognosen der KI.10 Durch Folgeprompts lässt sich dieses Defizit in mehrstufigen Prozessen beheben.
6. Menschen bleiben in Kommunikationsbelangen der Zukunftsforschung unverzichtbar.
Das gilt zumindest für die nächsten Jahrzehnte, weil sich Menschen ihre Zukunft nicht von Maschinen diktieren lassen wollen. Menschen haben Vorteile beim Erzählen, Überzeugen und Motivieren – predigen aber vielleicht die falsche Zukunft.
7. Menschen sind in der Crossreferenzierung von Ideen besser als Gen-KI.
Sie kombinieren Ideen aus Popkultur, alten Science-Fiction-Romanen und Wirtschaftsdaten – und kaleidoskopieren dadurch überraschende Zukünfte. Dazu müssen sie aber viel lesen, ins Unbekannte reisen, kreativ kombinieren und kritische Fragen stellen.
8. Menschen unterscheiden mögliche Zukünfte von wünschenswerten und wahrscheinlichen Zukünften.
Um diese Unterscheidung leisten zu können, dürfen sie nicht glauben, dass die Zukunftsmaschinen alles sehen. Genauso gefährlich ist es, die Antworten von Gen-AI nicht als eine mögliche Perspektive, sondern als die einzige Wahrheit zu verstehen.
9. Menschen sollten niemals glauben, die Zukunft sehen zu können.
Die Zukunft bleibt unberechenbar, weil zu viele Faktoren auf sie einwirken, deren Zusammenspiel unvorhersehbar bleibt und Wild Cards auftreten. Was sie tun sollten: Visionen einer besseren menschlichen Zivilisation entwerfen und entsprechende Pläne, dorthin zu gelangen.
10. Menschen werden mit den neuen Zukunftsorakeln Schaden anrichten.
Sie bedienen ein Werkzeug, das sie weder in seiner Konstruktionsweise noch in seinen Grenzen verstehen. Ausserdem neigen die Propheten und noch mehr ihre Zuhörerschaft dazu, die Prognosen mit der Wahrheit zu verwechseln. Diese Verwirrung wird mitunter bewusst erzeugt.
Fussnoten und Literatur Wo man in die Tiefe lesen kann
Für die Erarbeitung habe ich folgende Quellen berücksichtigt, die sich auch für eine vertiefende Lektüre empfehle.
- Anderson, Ch. (2008). The End of Theory: The Data Deluge Makes the Scientific Method Obsolete. WIRED. https://www.wired.com/2008/06/pb-theory/.
- Becket, A. (2017). Accelerationism: how a fringe philosophy predicted the future we live in. Guardian. https://www.theguardian.com/world/2017/may/11/accelerationism-how-a-fringe-philosophy-predicted-the-future-we-live-in
- Bender, E. M. et al. (2021). On the Dangers of Stochastic Parrots: Can Language Models Be Too Big? 🦜 Proceedings of the 2021 ACM Conference on Fairness, Accountability, and Transparency. FAccT ‘21. New York, NY, USA: Association for Computing Machinery. pp. 610–623. doi:10.1145/3442188.3445922.
- Crawford, K. (2024). Atlas der KI – Die materielle Wahrheit hinter den neuen Datenimperien. München: C.H. Beck.
- Gebru, T., & Torres, É. P. (2024). The TESCREAL bundle: Eugenics and the promise of utopia through artificial general intelligence. First Monday. https://firstmonday.org/ojs/index.php/fm/article/view/13636.
- Fulterer, R. & Geiser, E. (2023). Was ist künstliche Intelligenz? Wie funktioniert Deep Learning? Ein Überblick. NZZ. https://www.nzz.ch/technologie/kuenstliche-intelligenz-ki-deep-learning-einfach-erklaert-ld.1632034
- Flynn; M. F. (2000). In I. Asimov: Die Foundation Trilogie. München: Heyne.
- Haluza D & Jungwirth D. (2023). Artificial Intelligence and Ten Societal Megatrends: An Exploratory Study Using GPT-3. Systems. 2023; 11(3):120. https://doi.org/10.3390/systems11030120.
- Horx, M. (o. D. a). Die Psychohistorik. Persönlicher Blog. https://www.horx.com/86-die-psychohistorik/.
- Horx, M. (o. D. b.). Super Forecasting. Persönlicher Blog. https://www.horx.com/zukunftsforschung/superforecasting
- Neuhaus, Ch (2022). In K. Schäfer et al. (Hrsg.) Gefühlte Zukunft – Emotionen als methodische Herausforderung für die Zukunftsforschung. Berlin: Springer.
- Nosthoff, A-V. & Maschewski, F. (2018). Der Traum vom Tech-Staat. Republik. https://www.republik.ch/2018/05/15/der-traum-vom-tech-staat.
- OECD (o. D.). Strategic Foresight. https://www.oecd.org/en/about/programmes/strategic-foresight.html.
- Schleufe, M. (2016). Wahrsager, nur in seriös. Die Zeit. https://www.zeit.de/karriere/beruf/2016-01/kliodynamiker-beruf-ausbildung.
- Schlindwein, S. (2024). KI-Training in Afrika: Klicks am Fliessband. WOZ Die Wochenzeitung. https://www.woz.ch/2418/ki-training-in-afrika/klicks-am-fliessband/!G0W4YZTV7FPF
- Seefried, E. (2023). Geschichte der Zukunft. Docupedia. https://docupedia.de/zg/Seefried_zukunft_v1_de_2023
- Weber, K. (2024). Generative KI und Foresight: Diese Tools helfen bei der Entwicklung von Zukünften. Persönliche Webseite. https://konradweber.ch/2024/10/26/generative-ki-foresight/.
- Weisbrod, L. (2021). Ich sehe, wie du dich siehst. Die Zeit. https://www.zeit.de/2021/39/verhaltensprognosen-mensch-corona-modellrechnung-epidemiologen-volkswirte-voraussagbarkeit.
- van Laak, D. (2010). Planung, Planbarkeit und Planungseuphorie. In Docupedia-Zeitgeschichte. DOI: https://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.577.v1
- Zweck, A. & Werner, Th. (2024). KI in der Zukunftsforschung. In R. Häussling et al. (Hrsg.). Soziologie der Künstlichen Intelligenz. Bielefeld: transcript.
-
Für einen überblick von KI und Zukunftsforschung siehe Weber (2024) ↩︎
-
Siehe OECD (o. D.) ↩︎
-
Neuhaus (2022) ↩︎
-
Siehe für eine ausführliche, allerdings etwas ältere Einführung der Psychohistorik: Flynn (2000), relevant in diesem Zusammenhang ist ausserdem der Verweis auf die «Kliodynamiker», die durch die Quantifizierung der Vergangenheit versuchen, die Zukunft zu erkennen, siehe exemplarisch: Schleufe (2016). ↩︎
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Zum Beispiel meinte Claude: «Ich verstehe Ihre Anfrage. Allerdings kann ich keine spezifischen Eintrittswahrscheinlichkeiten für zukünftige Ereignisse angeben, da dies hochgradig spekulativ wäre. Stattdessen kann ich Ihnen eine allgemeine Einschätzung zu Wildcards und ihrer Natur geben. Wildcards sind per Definition unerwartete Ereignisse mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit, aber potenziell starken Auswirkungen.» ↩︎
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Bender et al. (2021) ↩︎
-
vgl. Zweck & Werner, S. 244, vgl. allgemein den KI-Atlas von Crawford (2024), für die TESCREAL-Ideologie siehe Gebru & Torres (2024) ↩︎
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Siehe Crawford (2024), exemplarisch die WOZ-Reportage bei Schlindwein (2024) ↩︎
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vgl. dazu auch die Zusammenfassung von Horx (o. D. b). Der Superforecaster: «Superforecaster sind Vielleser und diversifizierte Medienkonsumenten. Sie nutzen eine breite Vielzahl von Kanälen, die keiner ideologischen Einengung folgen. Superforecaster sind Selbst-Zweifler. Sie wissen, dass sie nichts alles wissen können, versuchen aber ständig und hartnäckig, die Lücken aufzufüllen.» ↩︎
-
vgl. Zweck & Werner (2024), S. 241, vgl. auch hier Horx (o. D. b.): «Superforecaster sind HUMANISTEN. Sie beziehen menschliche Irritabilität und Irrationalität in ihre Vermutungen ein.» ↩︎