Das Starlabor folgt der These, dass der Erfolg einer Organisation von wenigen Mitarbeitenden abhängt. Ihre Stars performen übermässig besser als alle anderen Mitarbeitenden und bewirken dadurch mehr Innovation, mehr Vernetzung, mehr Einfluss, mehr Klicks, mehr Gewinne. Sie haben eine schnelle Auffassungsgabe, sind kreativer, besser vernetzt. Potenziale zur übermässigen Differenzierung bestehen vor allem bei nicht-repetitiver Arbeit und offenen Aufgaben – bei Filmemacherinnen, Fussballspielern, Wissenschaftlerinnen. Mit dem Starstatus geht eine Abwertung der Teamarbeit einher. Nicht das Team erbringt die entscheidenden Beiträge, sondern ideenreiche Einzelspieler. Besonders wichtig sind sie, um Innovation zu erarbeiten und verbreiten. Starlabors setzen ihre Stars nicht zwingend an ihre Spitze und auch nicht immer in den Vordergrund. Sie wissen, dass Fachexperten, Influencer, repräsentierende Persönlichkeiten und Coaches mit anderen Fähigkeiten brillieren und dass Exponieren zum Abwerben führt. Das Labor optimiert die Bedingungen für Einzelspieler – steht dabei aber vor der Herausforderung, weder dem Geniuskult zu erliegen noch den Anderen zu signalisieren, dass sie unwichtig sind. Im Idealfall gelingt es, die Stars so einzusetzen, dass die Mitspieler von deren Leidenschaft und Leistungsfähigkeit profitieren. Konkurrierende Starlabore wissen, wie heikel ein Transfer von Stars in andere Teams, Projekte oder Organisationen ist, beruht doch deren Wirksamkeit wesentlich auf dem Umfeld – also der Art der Aufgaben, den Bewertungskriterien, Räumen, Hilfsmitteln, Zulieferern, Coaches und Stimmungen. Es geht also doch nicht nur um wenige Einzelne.
Das Starlabor eignet sich für Unternehmen, die einen hohen Anteil an Arbeiten haben, für die Kunden bereit sind, überdurchschnittlich viel zu bezahlen; bei denen die Leistung einzelner Mitarbeiter direkt für die Kunden sichtbar ist.
Auch die Organisationsform der Lonely Wolves bricht mit den gängigen Vorstellungen von Teamarbeit. Statt Zusammenarbeit und Partizipation zu verherrlichen, legt sie den Fokus auf die Verzahnung von Einzel- und Teamarbeit. Das Szenario folgt der These, dass das erfolgreiche Problemlösen einerseits von fokussierter Einzelarbeit und anderseits von der Art der Vernetzung der richtigen Menschen im richtigen Moment abhängt. Die einzigartigen Fähigkeiten aller Beteiligten sollen möglichst gut erkannt und eingebracht werden können. Die Mitarbeitenden arbeiten weitgehend selbstständig. Für ihre Einzelarbeit finden sie ideale Bedingungen vor, die Kreativität und Deep Work fördern – ähnlich wie im Kloster. Genauso wichtig wie die Einzelarbeit sind Feedbacks. Diese können inner- und transdisziplinär im Unternehmen stattfinden, aber auch über dieses hinaus gehen und Organisationsgrenzen überwinden. Für wirksame Feedback-Schlaufen müssen die richtigen Menschen aufeinandertreffen und Gespräche mit hoher Qualität stattfinden – sonst finden keine Lerneffekte statt. Dazu führt die Lonely-Wolves-Organisation vordefinierte Gefässe (zum Beispiel Workshops, Austausch, Inszenierungen, Brainstormings) ein. Taskmanagerinnen definieren, welche Aufgaben anstehen. Profilerinnen erkennen die spezifischen Fähigkeiten der Mitarbeitenden. Matcherinnen setzen Arbeitsgruppen gemäss ergänzenden Fähigkeiten und Persönlichkeiten zusammen. Moderatoren organisieren Meetings in geeigneten Räumlichkeiten und gesalten diese. Coaches lösen durch Feedbacks Lern- und Entwicklungsprozesse aus. Wertschätzer fragen nach, verwöhnen, stellen auf. Supervisoren bewerten und vernetzen Projekte.
Die Lonely-Wolves-Organisation eignet sich für Unternehmen, die einen hohen Anteil an Forschung und reflexiver Wissensarbeit haben; die sehr unterschiedliche Berufsbilder beziehungsweise Kompetenzen vereinen.
Die bimodale Organisation ist eine zurzeit häufig gewählte Struktur, um rasch auf Veränderungen zu reagieren. Man unterscheidet zwischen dem Run- und Change-Modus mit zwei unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Während man im hierarchischen Run das Tagesgeschäft abarbeitet, zielt der Change-Modus auf Innovation. In Projekten werden neue Produkte erfunden, Prozesse re-definiert und das Selbstverständnis umgekrempelt. Mit frischem Geist und in unkomplizierten Strukturen will man sich auf neue Technologien und Konkurrenten vorbereiten. Doch so einfach die Idee klingt, ein paar Mitarbeitende für die Innovationsarbeit zu delegieren (wahlweise ganz oder tageweise), so delikat ist die Umsetzung. Zunächst ist das Auswählen der richtigen Fragestellungen in den Change-Modus heikel. In klassischen Hierarchien wird die Spitze darüber befinden, welche Projekte im agilen Teil der Organisation abgearbeitet werden. Doch stimmt diese Auswahl und wann ist sie wie zu überprüfen? Noch schwieriger ist die Übertragung gewonnener Erkenntnisse ins Tagesgeschäft. Die Bimodalität offenbart sich schliesslich vielerorts als eine Scheinlösung,* durch die darüber hinaus Brüche in der Kultur drohen. Die Mitarbeitenden im Run-Modus fühlen sich nicht wertgeschätzt. Im Change ist man frustriert, weil die erarbeiteten Ideen nicht umgesetzt werden. Die Mitarbeitenden sind häufig so leidenschaftlich bei der Arbeit, dass sie auszubrennen drohen. Es entstehen rivalisierende Subkulturen. Die Problematik verschärft sich, wenn die Mitarbeitenden des agilen Organisationsteils verstärkt durch altmodisch ausgeübte Macht nicht mehr glauben, die Stammorganisation verändern zu können. Dann drohen neben Burnouts Abwanderungen – weil Karrieremöglichkeiten und Entwicklungspfade für diesen Typus von Mitarbeitenden fehlen. Aus diesen Abwanderungen kann sich neue Konkurrenz formieren, nehmen die Verheizten doch sehr viel Wissen über Defizite und Innovationspotenziale mit.
Die bimodale Organisation eignet sich für Unternehmen, die vielen Veränderungen ausgesetzt sind und nach innen rasch den Willen zur Veränderung sichtbar machen wollen; die zwischen einem Fabrik- und einem Kreativteil der Organisation unterscheiden können.
*Die bi-modale Organisation ist deshalb eine Scheinlösung, weil man unbequeme Entscheidungen (insbesondere im Hinblick auf Personalabbau und Ressourcenallokation) aufschiebt und die entstandenen Doppelspurigkeiten durch einen schnellen und langsamen Organisationsteil (für zwei Marketing-, zwei HR-Verantwortliche etc.) irgendwann abbauen muss. Die Karikatur der bimodalen Unternehmung ist die Matrioschka-Organisation, bei der in jede Einheit eine Innovationsabteilung oder eben ein Change-Modus hineingebaut wird. Ein weiteres Problem sind die Unklarheiten in der Strategiearbeit. Ist der agile Teil der Organisation eigentlich eine Ausführungsorganisation oder hat er Befugnisse, um die Strategie Bottom-up mitzugestalten? Um die Defizite bimodaler Organisationen aufzulösen, sind Rotationen zwischen Run- und Change-Modus, das Zelebrieren der gemeinsamen Kultur oder HR-Partnerschaften mit anderen Organisationen, zum Beispiel bei Entwicklungspfaden und unternehmensübergreifenden Projektbörsen, denkbar.